Verantwortung für das Leben übernehmen ist nur möglich, wenn man Verantortung übernehmen kann.
Wir setzen darauf, dass die Kinder unseres Kindergartens das Recht haben, Verantwortung wahrnehmen zu können, sich für ihre Anliegen stark zu machen und selbstbestimmt ihren Alltag zu gestalten.
Kinder, die gelernt haben, ihre Bedürfnisse und erlebte Ungerechtigkeiten zu äußern und sich selbstbewusst für ihre Rechte einsetzen zu dürfen, sind besser vor der Gefährdung geschützt, in ihrer individuellen Situation und Bedürftigkeit nicht wahrgenommen zu werden.
Die Umsetzung des gesetzlich geforderten Beschwerderechts im Kindergartenalltag ist ein wichtiger Beitrag zur Gewaltprävention und trägt wesentlich zum Schutz der Kinder bei.
Wir leben in unserer Einrichtung eine Beschwerdekultur, die durch eine offene und wertschätzende Haltung gegenüber den von Kindern geäußerten Unzufriedenheiten und Veränderungswünschen geprägt ist. Dabei ist das Alter der Kinder zu berücksichtigen.
Bei jüngeren Kindern achten wir auf körperliche Signale, wie Weinen, Wut usw. Die pädagogischen Fachkräfte reagieren darauf und gehen mit den Kindern in den Austausch.
Bei älteren Kindern gibt es - neben den körperlichen Signalen – die Vereinbarung, ihre Beschwerde jederzeit verbal zu äußern.
Im Alltag sind die Kinder soweit partizipiert, dass sie Beschwerden sofort bei den pädagogischen Fachkräften loswerden dürfen. Diese werden ernst genommen, sofort entsprechend aufgenommen und es wird, wenn möglich, unmittelbar und situativ mit den Kindern nach Lösungen gesucht.
Beschwerden, deren Bearbeitung einen Aufschub verlangen, weil sie die Gemeinschaft, oder den Kindergartenalltag betreffen, werden in dafür terminierten Morgenkreisen gemeinsam mit der Kindergruppe und in Teamsitzungen thematisiert und Lösungen entwickelt. Um diese Art der Beschwerden der Kinder aufzunehmen, werden sie mit den Kindern visualisiert, gemalt und an einer Beschwerdewand/ in einem Briefkasten gesammelt.
Einmal in der Woche haben die Kinder außerdem die Möglichkeit, die Kindersprechstunde im Büro der Leitung wahrzunehmen, um dort ihre (Veränderungs-)Wünsche, Ideen und Kritik zu äußern und für die nächsten Teambesprechungen aufnehmen zu lassen.
Bei Streitigkeiten unter den Kindern im Alltag treten die Erzieher bei Bedarf als Schlichter auf. Jedes an dem Streit beteiligte Kind wird angehört und seine Beschwerde oder Sichtweise wird ernst genommen. Gemeinsam wird auch in diesen Situationen unmittelbar nach einer Lösung gesucht.
Die gelebte Beschwerdekultur und die im Alltag verankerten Verfahren bedeuten für die Kinder, dass sie ihre Beschwerden angstfrei äußern können und die Sicherheit, dass diese eine wertschätzende und respektvolle Bearbeitung finden.